Consuelo de Saint-Exupéry: Die Rose des kleinen Prinzen
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- Erstellt am Mittwoch, 18. November 2009 19:39

Mein sehr unbelastetes Bild vom Autor des »Kleinen Prinzen« wurde in seinen Grundfesten erschüttert. Die Frau seines Lebens – Consuelo, die Ich-Erzählerin – in ihrer Wunderbarkeit zu lieben, ist verständlich. Doch sie stets und ständig zu betrügen und dabei nicht ihren unfassbaren Schmerz zu spüren, wirkt egozentrisch bis egomanisch. Man möchte Antoine de Saint-Exupéry mit dieser unglaublich wunderbaren Schreibgabe gern glauben, dass er Consuelo geliebt hat, doch als Frau leidet man mit ihr aufs Unerträglichste. Man leidet und fragt sich immer wieder, wie viel Schmerz und Eifersucht eine Liebe ertragen kann, bis sie erlischt. Aber vielleicht sollte man von Consuelos Liebe zu Antoine deshalb als der unsterblichen sprechen.
Natürlich darf der Leser im 21. Jahrhundert nicht vergessen, wie das Leben der Frauen vor einem Dreivierteljahrhundert aussah. Ihre Abhängigkeit vom Mann, der Reputation des Mannes, die ihr gleichfalls zugebilligt wurde, ihre Unselbständigkeit und Geduld, die sie wissend um ihre Lage an den Tag legen musste.
Und wenn man all das im Hinterkopf trägt und sich nicht länger fragt, warum diese Frau sich nicht befreite, kann man beginnen, die Erinnerungen zu genießen. Eine wunderbare Sprache spricht aus Consuelo, Worte und Konnotationen, die ins Deutsche übertragen wurden und dabei gelegentlich untypisch für unseren Kulturkreis wirken, so als könnten wir die Zwischentöne nicht erfassen mit unserer weniger blumigen Sprache und Assoziationsfähigkeit.